Von der Bedeckung bis zur Laktation – die Stutenfütterung in 4 Akten
1. Fütterung der Stute vor der Bedeckung
Die Fruchtbarkeit der Stute wird durch komplexe physiologische Abläufe gesteuert, die sensibel auf äußere Einflüsse reagieren und schnell ins Wanken geraten können. Stress, Klimabedingungen oder auch Infektionen können die körperliche Verfassung beeinflussen, die neben der Ursachenbekämpfung durch die bedarfsgerechte Nährstoffversorgung ins Lot gebracht werden muss.
Ist die Stute eher zu dünn, sollte 6-8 Wochen vor der Belegung die Nährstoffversorgung erhöht werden, wobei die Proteinzufuhr um bis zu 20% gegenüber dem Erhaltungsbedarf gesteigert werden kann. Zu beachten ist aber auch, dass die Stute nicht übergewichtig oder verfettet in die Bedeckung geht, da sich dies ebenfalls negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken kann und die gezielte Stimulation von Rosse und Ovulation durch gesteigerte Nährstoffgaben ausbleiben können.
Basisfütterung: Die Fütterung der güsten Stute sollte unbedingt an den tatsächlichen Energiebedarf angepasst werden, denn ein guter Ernährungszustand mit glänzendem Fell und vitalem Stoffwechsel ist entscheidend für die Fruchtbarkeit Ihrer Stute. In dieser Phase bildet Ihre bewährte Futterration aus gutem Raufutter und bedarfsgerechtem Krippenfutter die Grundlage Ihrer Futterration, was wir bei Bedarf durch unsere Futterberatung auch gerne noch einmal für Sie überprüfen. |
4 Wochen vor Bedeckung: Jetzt ergänzen Sie die Futterration Ihrer Stute mit unserer Eggersmann Rosse Kur und behalten diese Zufütterung bis 4 Wochen nach der Bedeckung bei. Unsere Rosse Kur ist reich an Beta Carotin, das in Zusammenhang mit Zink voraussetzend für die Bildung von Fruchtbarkeitshormonen sowie die embryonale Entwicklung ist. Da der natürliche Gehalt an Beta Carotin im Heu über die Lagerungsdauer im Winter stark abbaut, bestünde ohne Zufütterung die Gefahr eines Mangels an Beta Carotin, was zu spätem oder nur schwach ausgeprägtem Rosseverhalten und fehlender Follikelbildung führen kann. |
2 Wochen vor Bedeckung: Jetzt wird die Kraftfuttergabe um etwa 20% erhöht, denn durch die gesteigerte Energiezufuhr sowie die höhere Dichte an Vitaminen und Mineralstoffen wird die Rosse v.a. in den Wintermonaten leichter ausgelöst und die Aussicht auf eine Trächtigkeit verbessert. Wichtig: Bis zu 8 Wochen nach der Ovulation ist der Embryo noch nicht mit dem Uterus verbunden, weshalb in dieser Phase Futterwechsel vermieden und die Energiezufuhr konstant gehalten werden sollte. Ansonsten besteht die Gefahr der Fruchtresorption |
2. Fütterung der Stute in der frühen Trächtigkeit
Die Freude ist groß wenn die Stute aufgenommen hat und die befruchtete Eizelle sich erfolgreich einnisten konnte. Für die Fütterung der tragenden Stute bedeutet das allerdings bis zum 8. Trächtigkeitsmonat keine großen Veränderungen, da der Energiebedarf in der frühen Trächtigkeit zunächst konstant bleibt. Wichtig ist aber, dass die Stute mit allen wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen versorgt wird. Insbesondere bei einer frühen Belegung der Stute zwischen Januar und März, wenn der Tag noch nicht allzu viele Sonnenstunden hat und auch noch keine Weidefütterung möglich ist, spielt die Bedarfsdeckung der Vitamine E, D und Beta Carotin eine wichtige Rolle, ebenso die Spurenelemente Zink, Kupfer und Selen. In dieser Zeit ist die Vitamin- und Mineralversorgung besonders wichtig für die Fruchtentwicklung und kann leicht über die Ergänzung mit einem hochwertigen Mineralfutter wie Eggersmann Horse Vital Plus gewährleistet werden. Abrupte Futterumstellung mit starken Schwankungen in der Energieversorgung sollten in dieser Phase der Trächtigkeit unbedingt vermieden werden.
3. Fütterung der Stute in der Hochträchtigkeit – ein Hochleistungsakt
Ab dem Ende des 8. Trächtigkeitsmonats geht es in die heiße Phase, die Stute kommt in die Hochträchtigkeit und benötigt deutlich mehr Energie, Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamine. Da sich in dem letzten Drittel der Trächtigkeit das Skelett des Fohlens ausbildet und es die letzten 80% (!) seines Geburtsgewichtes zunimmt, legt man in dieser Zeit bereits einen wichtigen Grundstein für das Fohlen. Die Stute sollte daher in einem guten, aber nicht zu fetten Futterzustand zur Zeit der Geburt sein, was sich auf den Geburtsablauf selbst, aber auch auf die Milchproduktion der Stute positiv auswirkt.
Wichtige Nährstoffe für Stuten in der Hochträchtigkeit: | |
Energie in MJ ME (umsetzbare Energie) | Der Energiebedarf steigt ab dem 9. Trächtigkeitsmonat um das 1,25 – 1,5 fache des Erhaltungsbedarfs. Bezogen auf ein Körpergewicht von 600kg benötigt die Stute somit 76 – 94 MJ ME pro Tag zwischen dem 9. bis 11. Trächtigkeitsmonat. |
Eiweiß in g als dvRP (dünndarmverdauliches Rohprotein) | Der Eiweißbedarf der Stute steigt zwischen dem 9.-11. Trächtigkeitsmonat proportional noch schneller als der Energiebedarf. Die Stute benötigt in dieser Phase bis zum 1,8 fachen des Erhaltungsbedarfs, wobei das Verhältnis von dvRP zu umsetzbarer Energie mit 6-7:1 berücksichtigt werden sollte. |
Vitamin A und Vitamin E | Die Versorgung mit den Vitaminen A und E spiegelt sich in den Gehalten im Kolostrum, der Erstmilch, wider, die das Fohlen nach der Geburt mit lebenswichtigen Nährstoffen versorgt. Zudem kann ein Vitamin A Mangel zum Verfohlen, Absterben der Frucht und erhöhter Infektanfälligkeit führen. |
Calcium und Phosphor | Das Fohlen kommt mit weitestgehend mineralisiertem Skelett auf die Welt. Es muss Calcium und Phosphor deshalb schon im Mutterleib einlagern, was innerhalb des letzten Trächtigkeitsdrittels geschieht. Daher steigt der Bedarf an Calcium und Phosphor bis zum Ende der Trächtigkeit proportional enorm an, und die Stute benötigt bis zum 2 - 3 fachen gegenüber dem Erhaltungsbedarf. Es ist daher sinnvoll, die Mineralversorgung bereits ab dem 7. Trächtigkeitsmonat durch Zufütterung eines geeigneten Mineralfutters sicher zu stellen. Ein Calcium-Mangel kann ein zu niedriges Geburtsgewicht des Fohlens herbeiführen. |
Magnesium | Magnesium spielt für den Knochenaufbau ebenfalls eine elementare Rolle. Während der Magnesiumbedarf der Stute bis zum Ende der Trächtigkeit vergleichsweise moderat ansteigt, wird in der Laktation mit 7,2g pro Tag das 1,5 fache des Erhaltungsbedarfs benötigt. |
Zink und Kupfer | Zink und Kupfer sind zwei Gegenspieler unter den Spurenelementen und sollten in einem Verhältnis von ca. 5:1 in der Rationsgestaltung der hochtragenden Stute berücksichtigt werden. Während Kupfer wichtig für die Nerven-, Blut-, Pigment- und Bindegewebsbildung (und somit auch für die Knochenentwicklung) ist, spielt Zink eine zentrale Rolle für das Immunsystem sowie den Kohlenhydrat- und Proteinstoffwechsel. Eine Überversorgung mit Zink kann einen relativen Kupfermangel bewirken, was nach der Geburt zu einem temporären Kupfermangel beim Fohlen führen kann. Anämie und Skelettveränderungen sind die Folge. |
Jod und Selen | Der Jodbedarf bleibt über die gesamte Trächtigkeit relativ konstant. Eine Überversorgung mit Jod (>20mg / Pferd / Tag) wäre gefährlich, da es zu Störungen der Skelettentwicklung des Fohlens und zur Kropfbildung führen kann. Selen schützt neben Vitamin E die Zellmembranen vor schädlich wirkenden Sauerstoffradikalen. Zu geringe Gehalte im Futter können bei Föten und Neugeborenen zu Herz- und Skelettmuskelschwäche führen, allerdings ist auch einer Überversorgung gegenüber Vorsicht geboten, da diese langfristig zu Vergiftungserscheinungen führen kann. |
Der Geburtszeitraum macht den Unterschied
Relativ unkompliziert ist die energie- und proteinreichere Versorgung der hochtragenden Stute bei einem eher späten Abfohltermin ab Mai, da man hier bereits einige Stunden Weidegang in die Futterration mit einbeziehen kann. So nimmt die Stute über das Weidegras bereits einen Großteil des benötigten Proteins und wichtiger Vitamine auf. Besonderes Augenmerk sollte aber auf der Mineralversorgung liegen, was über ein entsprechendes Zuchtstutenfutter oder Mineralfutter wie dem Eggersmann Horse Vital Plus abgedeckt werden kann.
Bei frühen Abfohlterminen ab Januar oder Februar muss der hohe Bedarf an Energie und Nährstoffen über die Heu-Hafer-Ration in Verbindung mit einem hochwertigen Ergänzungsfutter für Zuchtstuten (z.B. Eggersmann EMH Zucht Müsli oder Eggersmann Zucht Pellets) und gegebenenfalls einem passenden Mineralfutter gedeckt werden.
Zuchtstuten getreidefrei füttern
Eine besondere Herausforderung ergibt sich, wenn die tragende Stute eine Getreideunverträglichkeit hat oder zu Hufrehe neigt. Um die erhöhten Bedarfe solch sensibler Pferde in der Hochträchtigkeit decken zu können, empfiehlt sich die Zufütterung eines energie- und proteinreichen getreidefreien Futtermittels wie z.B. dem Eggersmann Green Power, das auch mit höheren Vitamin- und Mineralstoffgehalten die Versorgung der hochtragenden Stute sicherstellt.
Klasse statt Masse - auf die Nährstoffversorgung kommt es an
Zu beachten ist neben der Nährstoffversorgung die Futteraufnahmekapazität der Stute, die im letzten Trächtigkeitsdrittel immerhin noch 2kg Trockensubstanz pro 100kg Körpermasse beträgt. Eine Ration in dieser Zeit sollte daher aus qualitativ hochwertigem Raufutter und einem Ergänzungsfutter für Zuchtstuten (ca. 15% Rohproteingehalt) bestehen. Zwar könnte theoretisch sehr gutes Heu den Energie- und Eiweißbedarf der hochtragenden Stute bereits decken, aber um einen Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen vorzubeugen und die gesunde Entwicklung des Fohlens sicherzustellen, wird die Fütterung von 400g Zuchtstutenfutter pro 100kg Körpermasse in Ergänzung zu Heu und/oder Weide empfohlen. Lediglich in den letzten Tagen vor der Geburt sollte die Raufuttergabe etwas reduziert und leicht verdauliche Futtermittel wie Äpfel und Möhren zur Unterstützung des in dieser Zeit eher trägen Verdauungstraktes gefüttert werden. Auch Zuchtfutter mit Weizenkleie und Melasse oder die Fütterung von Mash wie dem EMH Mash haben sich in der Hochträchtigkeit und rund um die Geburt sehr bewährt, da diese Komponenten leicht abführend wirken.
4. Füttern für zwei – die Stutenfütterung während der Laktationsphase

Mit der Geburt des Fohlens beginnt die Milchabgabe der Stute – die Laktationsphase. Jetzt deckt die Stute nicht mehr nur ihren eigenen Nährstoffbedarf, sondern sie ernährt über die Milch auch das Fohlen. Der neue Erdenbewohner sucht, sobald er auf eigenen Beinen stehen kann, die Zitzen der Mutterstute. Das ist entscheidend, damit das Fohlen das Kolostrum, auch Erst- oder Biestmilch genannt, innerhalb der ersten 2 Stunden nach der Geburt aufnimmt. Das Kolostrum liefert mit einem hohen Gehalt an Immunglobulinen, Eiweiß und den Vitaminen A und E wichtige Schutzstoffe für das Fohlen, um es vor Infektionen zu schützen. Denn die körpereigene Immunabwehr des Fohlens muss sich nach der Geburt erst noch ausbilden.
Die Milchbildung optimal fördern
Mit der Milchbildung leistet die Stute einen enormen Kraftakt und ihr Bedarf an Energie innerhalb der ersten drei Laktationsmonate steigt auf das Doppelte des Erhaltungsbedarfs, ihr Eiweißbedarf vervielfacht sich um das Dreifache. Um eine ausreichende Versorgung sicherzustellen muss daher die Kraftfuttermenge ab dem 4. Tag nach der Geburt allmählich gesteigert werden, so dass nach 10-14 Tagen die erforderliche Höchstmenge erreicht wird. Steigt die Kraftfuttermenge anfangs zu stark, sind bei den Fohlen Verdauungsstörungen möglich. Wird zu knapp gefüttert, verzögert sich die Fohlenrosse. Ist die Stute bereits in der Fohlenrosse erneut belegt worden und kommt es zu einem Energiedefizit, kann die Stute ihre Frucht verlieren.
Besteht trotz guter Versorgung der Stute das Problem, dass der Milchfluss versiegt oder die Stute generell zu wenig Milch produziert, hat sich die gezielte Zufütterung mit Aminosäure-Konzentraten wie dem Profi Aminoral bewährt. Ein hoher Anteil essentieller Aminosäuren in Kombination mit organisch gebundenen Spurenelementen unterstützt die Milchleistung positiv.
Der Nährstoffmix ist entscheidend für Stute und Fohlen
Denn selbst bei ausreichend Weidegang würde die Energieversorgung alleine durch nahrhaftes Weidegras nicht gedeckt werden können. Denn die begrenzte Aufnahmekapazität verlangt eine höhere Energiedichte im Vergleich zur Trockensubstanz des Futters. Würde man zur Heu- und Weideergänzung allein auf Hafer als Kraftfutterkomponente setzen, gefährdet man Stute und Fohlen durch Defizite in der Versorgung mit essentiellen Aminosäuren, Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen. Eine Ergänzung mit Zuchtstutenfutter und gegebenenfalls einem Mineralfutter ist daher entscheidend für das Wohlergehen von Stute und Fohlen und mit Sicherheit eine lohnende Investition.Die Spitze des Bedarfs an Energie, Eiweiß sowie Vitaminen und Mineralstoffen erreicht die Stute innerhalb der ersten drei Laktationsmonate. Nur die bedarfsgerechte und ausgewogene Fütterung gewährleistet in dieser Zeit eine ausreichende Milchmenge, ohne dass körpereigene Reserven der Stute aktiviert werden müssen und die Stute abmagert. Dabei ist die Kraftfuttergabe, insbesondere von speziellem Zuchtstutenfutter wie EMH Zucht Müsli oder Zucht Pellets entscheidend für die gesunde Versorgung von Stute und Fohlen ist.
