Stallsaison: Ein Praxisleitfaden für die Pferdefütterung im Winter

++With the best tips for a successful transition to the stable season

For our horses, the year splits into two halves that differ greatly in terms of housing and feeding conditions:

The grazing season

Die StallsaisonPferd-im-Stall
Im Herbst und Winter hingegen steht kaum frisches Gras zur Verfügung und der Grundbedarf des Pferdes muss in erster Linie über große Mengen rohfaserreiches Raufutter wie Heu oder Heulage gedeckt werden. Abhängig von Gräserart, Bodenbeschaffenheit, Erntezeitpunkt und Konservierungs- bzw. Trocknungsverfahren gibt es große Schwankungen im Energie-, Eiweiß- und Spurenelementgehalt. Durch die Art der Graskonservierung und die Lagerungsdauer von Heu oder Heulage werden außerdem die Vitamingehalte beeinflusst. Zudem werden Stoffwechsel und Abwehrkräfte unserer Pferde durch Faktoren wie Temperaturschwankungen, Futterumstellung, Fellwechsel und Veränderungen in der Haltungsform stark beansprucht.

Um die Pferdegesundheit im Herbst und Winter bestmöglich zu unterstützen spielt zum einen die Umstellung von der grasreichen auf die Raufutterbetonte Fütterung eine große Rolle. Zum anderen ist es wichtig, den Nährstoffbedarf seines Pferdes zu kennen und den Futterplan auf die Bedürfnisse seines Pferdes abzustimmen.

Behutsamer Übergang von der Weide- zur Stallsaison

Die größte Herausforderung im Übergang von Weidesaison auf Stallsaison ist die Umstellung vom Saftfutter auf Raufutter. Die Umstellung ist nicht ganz so extrem wie im Frühjahr, da das überständige Weidegras gegen Ende der Weidesaison bereits reicher an Rohfaser ist oder die Weiden teilweise schon sehr abgefressen sind, vor allem nach sehr trockenen Sommermonaten. 

 

Grundlagenwissen-Weidesaison

Dennoch ist es gerade bei verdauungssensiblen Pferden wichtig, den Übergang zur Stallsaison behutsam zu gestalten.

Die 4 besten Tipps für die Umstellung auf die Winterfütterung:

Tipp 1: Die Raufuttermenge bereits vor dem Aufstallen erhöhen

Gegen Ende der Weidesaison sind die Weiden oftmals schon sehr abgegrast oder der Weideaufwuchs z.B. aufgrund langer Trockenperioden im Sommer nicht mehr ausreichend, um den täglichen Futterbedarf zu decken. Die Raufuttermenge sollte daher bereits vor dem Aufstallen deutlich erhöht werden, um das Pferd zu sättigen und Energie- und Eiweißdefizite auszugleichen. Sofern nicht bereits Heu zur freien Verfügung angeboten wird, hat es sich bewährt in der Übergangsphase zur Stallsaison eine zusätzliche Heuration auf der Weide anzubieten. 

Wieviel Futter braucht ein Pferd um satt zu werden?

Die durchschnittliche Futteraufnahmemenge eines gesunden Pferdes variiert je nach Größe, Alter und der geforderten Leistung. Man rechnet die durchschnittliche Bedarfsmenge auf Basis der Trockenmasse (TS) eines Futtermittels, also Futter Originalsubstanz – Feuchtigkeitsanteil. Pferde im Erhaltungsstoffwechsel nehmen ungefähr 23 g TS / kg Körpermasse zu sich, Pferde in Arbeit oder laktierende Stuten liegen hingegen bei ca. 30 g TS / kg Körpermasse.

Vergleichende Trockenmasseaufnahme Weidegras vs. Heu bei einem 500kg Pferd:

Tägliche Bedarfsmenge im Erhaltungsbedarf = 11,5 kg Trockenmasse

entspricht           57,5kg Weidegras          mit 200 g TS / kg

oder                     13,4 kg Heu                      mit 860 g TS / kg

MERKE: Zur Sättigung benötigen Pferde vor allem strukturiertes und kaustimulierendes Grundfutter. Die Futtermenge ergibt sich dabei aus dem Gehalt an Trockenmasse, wobei der Unterschied vor allem zwischen Heu und jungem Weidegras sehr groß ist. Zudem wird die Futteraufnahme durch die Energiedichte im Futter reguliert. Geht sie zurück, wie es bspw. bei älterem Weidegras der Fall ist, will das Pferd vermehrt Futter aufnehmen. Daher ist eine Erhöhung der Raufuttermenge zum Ende der Weidesaison sinnvoll.   

 

raufutter

Tipp 2: Das Abweiden nicht vergessen

Die Umstellung von den hohen Frischfuttermengen auf das verhältnismäßig trockene Raufutter ist ein gewaltiger Kraftakt für die Darmflora des Pferdes. Viele Pferde reagieren mit Kotwasser oder Aufgasungen, wie man es bereits vom Anweiden im Frühjahr kennt. Ein einfacher Trick ist, die Pferde über ca. 2 Wochen für ein paar Minuten täglich an der Hand grasen zu lassen, wenn die Weiden bereits geschlossen wurden. Die Umstellung wird dann besser vom Körper verarbeitet und die Darmflora passt sich leichter an.

Tipp 3: Einspeicheln fördert eine gesunde Verdauung

Gerade für verdauungssensible oder kolikanfällige Pferde ist das ausführliche Einspeicheln des Futters wichtig. Daher gilt grundsätzlich: Heu vor Kraftfutter! Denn durch die Heugabe wird die Speichelproduktion bereits angeregt und die Verdauungsprozesse für die folgende Kraftfuttergabe besser vorbereitet. Kautätigkeit und Einspeicheln des Kraftfutters kann man zusätzlich fördern, indem man Heuhäcksel wie z.B. Grünhafer oder Esparsette untermischt.

Da klassisches Kraftfutter im Vergleich zu Heu nicht so intensiv gekaut und eingespeichelt wird, können die Verdauungssäfte im Magen den Futterbrei nicht so gut durchdringen. Dies kann langfristig die Schleimhäute reizen und im weiteren Verdauungsablauf, vor allem in der Dickdarmflora, zu Störungen führen. Deswegen sollte die Kraftfuttermenge 300 g / 100 kg Körpergewicht pro Mahlzeit nicht übersteigen.

Ist die Darmflora bereits aus dem Gleichgewicht geraten oder neigt das Pferd zu Verdauungsstörungen, haben sich Futtermittel mit speziellen Zusätzen wie pflanzlichen Fermentextrakten (EMH Direkt), Bierhefe und Lebendhefe bewährt. Speziell konzipierte Müslimischungen wie das EMH Struktur Equichamp vereinen all diese Zutaten, was die tägliche Fütterung sehr vereinfacht.

Tipp 4: Bei Kotwasser viel Rohfaser füttern

Freies Kotwasser ist tatsächlich noch ein wissenschaftlich schwer greifbares Problem, dass durch verschiedene Faktoren begünstigt werden kann. Daher gibt es auch nicht die eine Lösung, um Kotwasser in den Griff zu bekommen. Tritt Kotwasser bei dem Übergang zur Stallsaison trotz raufutterreicher Fütterung, langsamem Abweiden und Darmflora-gerechter Fütterung auf, lohnt sich nochmal ein Blick auf das Raufutter.

Dies gilt vor allem, wenn Heulage gefüttert wird. Denn manche Pferde kommen mit Heulagefütterung einfach nicht zurecht, auch wenn sie sehr trocken ist und eine gute hygienische Qualität aufweist.

Zum einen erschweren die relativ hohen Trockenmassegehalte während des Ansäuerns das Verdichten der Heulageballen. Das kann zu Fehlgärungen oder Lufteintritt führen, was die Mikroflora innerhalb des Heulageballens verändert, wodurch die Darmflora eines empfindlichen Pferdes bereits aus dem Gleichgewicht geraten kann.

Zum anderen vertragen sensible Pferde eine zu feuchte oder rohfaserarme Heulage meist schlecht, was ebenfalls Verdauungsstörungen verursachen kann.

Doch auch bei der Heufütterung sollte auf eine gleichbleibende Qualität geachtet werden. Denn blattreiches Heu wird früh geerntet, weshalb es mehr Energie und Eiweiß enthält als Heu, das Mitte bis Ende der Blüte geerntet wurde. Kommt es zu häufigem Wechsel zwischen stengelreichem und blattreichem Heu, kann die Darmflora die veränderte Nährstoffzusammensetzung nicht so schnell umsetzen und die Verdauung unserer Pferde gerät aus den Fugen.

MERKE: Stengelreiches, aber nicht zu verholztes Heu hat einen höheren Rohfasergehalt als sehr blattreiches Heu und ist bei Pferden mit Kotwasserneigung eine gute Alternative zur Heulagefütterung. Ansonsten können spezielle Rohfaserkonzentrate wie Profi Darm Fit gefüttert werden, um den Rohfasergehalt der täglichen Fütterung aufzuwerten. 

Der Futterplan: ein Leitfaden zur Nährstoffversorgung im Winter 

Die Umweltfaktoren im Herbst und Winter oder auch die Vorbereitung des Körpers auf den nächsten Fellwechsel im Frühjahr stellen hohe Ansprüche an Stoffwechsel und Immunsystem unserer Pferde.

Hoher Energiebedarf
An sehr kalten Tagen steigt der Energiebedarf stark an, damit die Körpertemperatur aufrechterhalten werden kann. Im richtigen Verhältnis zur Energieversorgung muss aber auch die ausreichende Eiweißaufnahme gewährleistet sein. Nur dann können Proteine optimal für den Erhalt von Körpersubstanz, für die Abwehr und weitere Stoffwechselfunktionen im Organismus verwertet werden.

Die Extraportion Vitamine und Spurenelemente
In den Wintermonaten benötigen unsere Pferde vermehrt Vitamine und Spurenelemente wie zum Beispiel Zink für eine gut funktionierende Immunabwehr. Hinzu kommt die Vorbereitung auf den Fellwechsel im Frühjahr. Denn wenn die Tage wieder länger werden, was ungefähr auf den Winteranfang am 21. Dezember fällt, beginnt der Organismus mit dem Fellwechsel – auch wenn man äußerlich noch nichts davon sieht. Hier geht es zu den Tipps zur Unterstützung im Fellwechsel.Kraftfutter-Pferd

1. Basisversorgung im Erhaltungsstoffwechsel: Raufutter + Mineralfutter

Gesunde und ausgewachsene Pferde im Erhaltungsstoffwechsel kommen zur Deckung ihres Energie- und Eiweißbedarfs mit ausreichend hochwertigem Raufutter aus. Pro Pferd und Tag sollten mind. 1,5 - 2kg Raufutter je 100kg Körpermasse gefüttert werden.

Bei Späneeinstreu sollte die Raufutterration auf 2 – 2,5kg Raufutter je 100kg Körpergewicht erhöht werden.

Bei übergewichtigen Pferden sollte älteres, energiearmes Heu gefüttert werden. Auch ein Gemisch aus Heu und Stroh kann sinnvoll sein, um den Fettabbau zu unterstützen.

An kalten Tagen steigt der Energiebedarf kurzfristig an, was durch die Ergänzung von Mash wie zum Beispiel EMH Mash 2-3x pro Woche ausgeglichen werden kann.

 

Zum Ausgleich von Nährstoffdefizieten im Raufutter sollte dauerhaft ein Mineralfutter gefüttert werden.

Bei reiner Heu + Mineralfutter Ration sollte man Mineralpellets mit einem Calciumgehalt
< 10% auswählen, z.B. Golden Mineral oder Mineral Bricks. So vermeidet man einen Calciumüberschuss, der unter anderem die Spurenelementaufnahme im Körper beeinflussen könnte.

Füttert man kräuter- und kleereiches Heu oder Leguminosenheu wie Luzerne oder Esparsette muss der natürlich hohe Calciumgehalt dieser Pflanzen bei der Wahl des passenden Mineralfutters berücksichtigt werden.

Wird ausschließlich Heulage gefüttert, sollte man ein vitaminiertes Mineralfutter mit höherem Vitamin D-Gehalt auswählen, wie bspw. Horse Vital Plus. Denn während auf dem Feld getrocknetes Heu durch die Sonneneinstrahlung Vitamin D-Gehalte von 700-800 I.E. / kg enthält, liegen die Gehalte in Heulage deutlich niedriger (0-500 I.E. Vitamin D / kg) und es könnte ein Mangel an Vitamin D entstehen.

Für übergewichtige oder insulinresistente Pferde gibt es auch getreidefreie Mineralfutter mit reduziertem Stärke- und Zuckergehalt (Kräutermineral getreidefrei).

MERKE: Ausgewachsene Pferde in gutem bis sehr gutem Futterzustand, die nicht gearbeitet oder in der Zucht eingesetzt werden, kommen mit Raufutter + Mineralfutter aus.

Tägliche Raufuttermenge:
Abhängig von Futterverwertungstyp, Einstreu und Raufutterqualität
1,5-2,5 kg je 100 kg Körpergewicht pro Pferd über den Tag verteilt

Mineralfutterauswahl:
Abhängig von Art des Raufutters, individuellen Anforderungen
Hinsichtlich Produktauswahl und Dosierungsempfehlung helfen wir Ihnen gerne mit unserer Futterberatung weiter

2.Erhöhter Bedarf: Raufutter + Kraftfutter (+ Mineralfutter)

Um Pferde im Training, Pferde im Wachstum und Zuchteinsatz, sowie alte und schwerfuttrige Pferde mit der zusätzlich benötigten Energie zu versorgen, kommt

Pferdeboxman mit alleiniger Raufutterfütterung im Winter nicht aus. Da die Futteraufnahmekapazität begrenzt ist, macht es Sinn konzentrierte Futtermittel mit einer höheren Energiedichte zu ergänzen.  

Quellen für eine höhere Energiekonzentration sind leicht verdauliche Kohlenhydrate, wie sie im Getreide vorkommen sowie fettreiche Futtermittel und Öle, wie Sonnenblumenkerne, Leinsaat oder Mariendistelöl.

Mehr Eiweiß wird benötigt, wenn Muskulatur aufgebaut oder Muskelabbau entgegengewirkt werden soll, Pferde in der Zucht eingesetzt werden, im Wachstum oder bei allgemein schwerfuttrigen Pferden.

Bei der Futterauswahl sollte man unbedingt hochwertige Eiweißquellen bevorzugen, die reich an essentiellen Aminosäuren wie Lysin und Methionin sind.

Diese können zu höheren Anteilen vom Körper umgesetzt werden. Bewährt haben sich Konzentrate aus Sojabohnen (z.B. Profi Aminoral) oder Bierhefe.

Füttert man zur Energieaufwertung ausschließlich Getreide zum Raufutter, braucht das Pferd zusätzlich Mineralfutter um den Nährstoffbedarf komplett abzudecken.

Die einfachste Variante der Kraftfutterergänzung ist die Fütterung eines Komplettfutters in Form von Pellets oder Müslimischungen. Hier gibt es eine große Auswahl, wo sich für die individuellen Bedürfnisse seines Pferdes meist eine passende Sorte finden lässt. So lässt sich mit nur einer Futtersorte in Ergänzung zum Raufutter der tägliche Nährstoffbedarf seines Pferdes komplett abdecken. 

Faktoren für die Auswahl des passenden Komplettfutters sind zum Beispiel:

• Alter
• Rasse
• Stoffwechselsituation
• Trainingsintensität
• Zuchtleistung
• Krankheiten
• Unverträglichkeiten
 

Daraus ergibt sich dann die Auswahl des passenden Kraftfutters für sein Pferd. Für komplexere Fälle oder bei Unsicherheiten bieten wir eine individuelle Futterplanung über unsere kostenlose Futterberatung an. Ansonsten kann man in unserem Onlineshop für Pferdefutter auch über die verschiedenen Kategorien oder Anwendungsfilter das passende Produkt für sein Pferd finden. Die gängigsten Anspruchsgruppen und Futterempfehlungen haben wir als Übersicht zusammengefasst:

Anspruchsgruppe

Anforderung

Futterempfehlung

Alte Pferde

+ Energie

++ hochwertiges Eiweiß

+ appetitanregend

EMH Senior Müsli

Kategorie: Spezialfutter

Kolikanfällige / schwerfuttrige Pferde

++ Energie

+ hochwertiges Eiweiß

+ Verdauungsstabilisierung

EMH Struktur Equichamp

Kategorie: Spezialfutter

Stoffwechselkranke Pferde

- Stärke

- Zucker

+ Omega 3- und -6-Fettsäuren

EMH Struktur getreidefrei

Kategorie: Getreidefrei

Leicht gearbeitete Pferde

+ Energie

+ Eiweiß

++ hohe Verdaulichkeit

EMH Cool Müsli

Kategorie: Basis und Freizeit

Sportlich aktive Pferde

++ Energie

++ Eiweiß

++ hohe Verdaulichkeit

EMH Classic Müsli

Kategorie: Sport und Leistung

Trächtige und laktierende Stuten

+++ Energie

+++ Eiweiß

++ hohe Verdaulichkeit

EMH Zucht Müsli

Kategorie: Zucht und Aufzucht